Freitag, 29. Mai 2015

Persönliche Stellungnahme zum Angebot des VKA vom 28.05.2015

Die Medien haben es geschafft, dass die Arbeitgeber nun kein sinnvolles Angebot an die Gewerkschaften richten mussten und trotzdem versöhnlich wirken können. Die vielen fehlenden Berichte oder die (bewusste?) Polarisierung auf einen Kitastreik zeichnet sich auch in dem offiziellen Angebot der Arbeitgeber wieder. Wie ein Großteil der großen Medien wird zwar vom Streik im Sozial- und Erziehungsdienst gesprochen, allerdings werden nur ErzieherInnen und KinderpflegerInnen aus Kindertageseinrichtungen speziell genannt und im Angebot berücksichtigt.
Dass die Arbeitgeber damit weit an der Wirklichkeit des Streiks und den eigentlichen Forderungen vorbeigehen, liegt auf der Hand. Weder die KindheitspädagogInnen mit ihrer 7 – 8jährigen Professionalisierung und akademischen Abschluss, die endlich in den TvÖD aufgenommen werden wollen, werden berücksichtigt, noch SozialarbeiterInnen, SozialpädagogInnen, HeilerziehungspflegerInnen und andere Beschäftigte im Sozial –und Erziehungsdienst.
Die Verkürzung des Streiks durch die öffentlichen Medien untermauert diese Farce, da fast ausschließlich vom „Kitastreik“ berichtet wird.

Herr Dr. Böhle sagt:
Aus unserer Sicht kommt es nicht darauf an, ob das VKA-Papier ein Vorschlag oder
ein formales Angebot ist.“

Leider tut es das doch. Es wurde ausdrücklich von VKA Seite beton, dass es sich bei dem Vorschlag vom 21. April NICHT um ein Angebot und damit auch NICHT um eine Verhandlungsgrundlage handelt. Verhandlungen ohne eine Grundlage sind nutzlose Verhandlungen um nichts. Die Vorschläge der Gewerkschaften wurden auch immer nur abgewiesen ohne konstruktive Gegenvorschläge zu bringen.
Der VKA versucht sich nun mit Hilfe der Medien in ein positives Licht zu rücken, als wären sie schon die ganze Zeit zu Gesprächen bereit gewesen. Das stimmt so leider nicht und das Verhalten und Auftreten (oder eben nicht Auftreten) des VKA bestätigt mich in dieser Meinung.

Die VKA spricht in ihrem offiziellen Vorschlag von „zum Teil deutliche Zugewinne: Erzieher/innen um bis zu 443 Euro monatlich, Für Kinderpfleger/innen um bis zu 201 Euro und für Kita-Leitungen um bis zu 448 Euro.“

Bei dieser Aussage hat sich der VKA besonders auf die zwei Wörter „zum Teil“ gestützt. Als Beispiel bei den ErzieherInnen. Die Lohnsteigerung der genannten 443 Euro bezieht sich auf KollegInnen, die schon mindestens 17 Jahre im selben Betrieb arbeiten (denn wer den Betrieb aus privaten, persönlichen oder betrieblichen Gründen wechselt, bekommt teils maximal 3 Berufsjahre angerechnet) und hoffen müssen, dass sie tatsächlich in die neue S8 Regelung fallen und nicht nur in S7. Bei den KinderpflegerInnen schaut es genau so aus.
Für ErzieherInnen, die zwischen 4 und 8 Jahren im selben Betrieb arbeiten erhalten nur eine Steigerung von 111,49 Euro (Brutto wohlgemerkt). Bei einem Kinderpfleger/ einer Kinderpflegerin, der/die zwischen 4 und 8 Jahren im selben Betrieb arbeitet liegt die Lohnsteigerung bei 144,94 Euro (Brutto).
Es sei bitte auch erwähnt, dass ein/e ErzieherIn, der in der Stufe 4 (ab 8 Jahren im selben Betrieb) von dieser Lohnerhöhung profitiert, mit der nächsten Steigerung in der Tariftabelle aber vier Jahre länger warten muss. Der Aufstieg in Stufe 6 verzögert sich für diese/n KollegIn sogar um insgesamt 9 Jahre (im Vergleich mit S6).

Die VKA schreibt weiter von der „Öffnung der Entgeltgruppe S 7 für Erzieherinnen und Erzieher, denen schwierige fachliche Tätigkeit in einem pädagogischen Spezialgebiet übertragen sind“.
Dies ist die Einbindung einer neuen Leistungsorientierung im sozialen Berufsfeld und keine echte Aufwertung. Nöte und Schwierigkeiten der Arbeit mit Kindern werden hier nicht berücksichtigt. Es geht um eine spezialisierte Mehrleistung, die von einem Erzieher/ einer Erzieherin erbracht werden muss und der/die diese spezielle Tätigkeit auch sinnvoll in seiner Einrichtung einbringen können muss um diese minimale Lohnerhöhung zu erhalten. Außerdem wird damit eine Konkurrenz zu bereits vorhandenen spezialisierten Fachkräften geschaffen, die z.B. extra für Sprachförderung angestellt sind. Einer Aufwertung entspricht das nicht, sondern eher dem Motto: „Leiste viel mehr um ein wenig vom Kuchen zu erhalten.“

Bei den Leitungen scheint es dagegen tatsächlich eine wirkliche Verbesserung in Sachen Gerechtigkeit zu geben, auch wenn ich dies nicht genau beurteilen kann. Das außer der endlich gerechteren Anerkennung der Personalverantwortung eine echte Erhöhung für Leitungen geplant ist, kann ich aus dem Angebot der VKA nicht herauslesen.

Es bleibt für die angepriesenen Erhöhungen ein vernichtendes Fazit. Nur Mancher wird an der „großen“ Erhöhung wirklich beteiligt und nur sehr wenige werden tatsächlich eine Veränderung spüren. KinderpflegerInnen in München sind übrigens komplett ausgeschlossen, da sie alle schon nach S4 bezahlt werden. Angesichts der hohen Lebenshaltungskosten für mich eine Selbstverständlichkeit, aber für sie ist nichts drin im tollen Topf der VKA.

Die große Dreistigkeit des vermeintlichen Angebots liegt aber in der Ignoranz der meisten Berufsgruppen im Sozial- und Erziehungsdienst. KindheitspädagogInnen wird die Einordnung in den TvÖD verwehrt, obwohl sie studiert haben und nach ihrer 7- 8jährigen Professionalisierung im Feld des Sozial- und Erziehungsdienstes arbeiten.
SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen, Menschen die sich massiv für den sozialen Frieden vor allem in Großstädten einsetzen werden ausgegrenzt. Ihre Arbeit und ihre Leistungen für die Gesellschaft werden vom VKA nicht anerkannt.
HeilerziehungspflegerInnen, welche unter schweren Bedingungen mit Menschen arbeiten, die in unserer angeblich toleranten Gesellschaft immer noch keinen inklusiven Stellenwert haben und auf externe Einrichtungen abgeschoben werden, erfahren keine Würdigung.

Ich entschuldige mich für Berufsgruppen, die sich hier vielleicht noch vergessen fühlen.

Dr. Böhle wird in seiner Scheinheiligkeit von den Medien unterstützt und gestärkt. Erst wenn in den Köpfen der Leute ankommt, dass dies kein Erzieherstreik ist können wir über ernsthafte Angebote verhandeln. Der Sozial- und Erziehungsdienst ist solidarisch und steht zusammen. Herr Dr. Böhle, Sie werden die Streikenden nicht teilen können in dem Sie versuchen, einen Teil mit mageren Brocken zu befrieden. Wir kämpfen zusammen, bis eine annehmbare Verbesserung für ALLE Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst zustande kommt.


Und eine Bitte an die Medien: Hören Sie auf, Dr. Böhle in die Hände zu spielen und von neutraler Berichterstattung zu sprechen. Hören Sie endlich auf, diesen Streik in der öffentlichen Wahrnehmung zu verkürzen und auf ein einziges Berufsfeld zu schröpfen. Kommen Sie Ihrer Pflicht der umfassenden und ausgewogenen Berichterstattung endlich nach und berichten Sie neutral über den ganzen Streik im Sozial- und Erziehungsdienst und nicht nur über die ErzieherInnen.

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